Ende September war ich im Jotunheimen Nationalpark in Norwegen, um eine Woche zu wandern und, wenn das Wetter passt, auch Norwegens Höchsten, den Galdhøpiggen zu besteigen.
Mit Flixtrain und -bus geht es von Berlin über Hamburg nach Oslo und von dort weiter mit dem Nor-Way Bus Richtung Gjendesheim. Ich steige am Maurvangen Campingplatz aus, auf dem ich die erste Nacht im Zelt verbringe.
Bei bestem Wetter geht es am ersten Tag über den Beseggen mit großartiger Aussicht über den Gjende-See. Das Zelt schlage ich am Ufer in Memurubu auf. Die Hütten hier sind alle schon geschlossen und ich bin komplett allein.
Der zweite Tag geht wieder bei bestem Wetter auf einem Bergkamm über dem Gjende-See bis zur einsam gelegenen Storådalshytta, die man mieten kann. Ich schlage hier mein Zelt auf.
Am dritten Tag geht es bei leichtem Regen bis Spitterstulen. Auch hier sind die Hütten zu und ich bin komplett allein. Ich schlage mein Zelt auf dem gegenüberliegenden Flussufer auf, wo auch der Weg zum Galdhøpiggen startet.
Bei bestem Gipfelwetter nehme ich um 8:30 die 1400 Höhenmeter in Angriff. Der Weg führt über die 2272m hohe Svellnose und den 2355m hohen Keilhaus topp. Beim Abstieg von der Svellnose schnall ich die Steigeisen an, da es hier eine Kletterpartie gibt, die durch den Schnee recht rutschig ist. Größere Schwierigkeiten warten danach nicht mehr. Die Steigeisen leisten gute Arbeit und sorgen für einen sicheren Halt auf den mit Schnee bedeckten Gesteinsblöcken auf dem Weg zum Gipfel. Kurz unterm Gipfel ist ein schon halb eingefrorenes Seil, das über ein spaltenfreies Stück Gletscher führt, dem ich folge. Auf der ganzen Route ist kein Mensch und um 13:30 steh ich auf dem Gipfel, den ich für mich allein habe. Eine halbe Stunde später kommen noch zwei geführte Touren von der Juvasshytta über den Styggebrean-Gletscher oben an. Der vierstündige Abstieg geht über die gleiche Route, wie mein Aufstieg und um 18:30 bin ich zurück am Zelt.
Der fünfte Tag führt mich nach Glitterheim. Auch hier ist die Hütte geschlossen und ich stelle bei starkem Regen mein Zelt auf.
Der letzte Tag führt nach Gjendesheim. Schon klitschnass muss ich noch über einen 1700h hohen Pass, wo ein ordentlicher Schneesturm herrscht. Da es hier anstatt eines Weges nur rutschige Gesteinsblöcke gibt, muss ich die Steigeisen nochmal anschnallen, um vorwärts zu kommen. Oben hab ich einen kompletten Whiteout und ich finde in keiner Richtung irgendeine Markierung, was schon ein mulmiges Gefühl ist. Irgendwann finde ich aber wieder eine Markierung und den Weg nach unten in wieder schneefreies Gebiet. Die Wege haben sich in Bäche verwandelt und an einem reißenden Fluss suche ich eine halbe Stunde eine Stelle, an der ich gefahrlos ans andere Ufer komme. Große Steine, die ich reinwerfe um mir selbst einen Weg zu schaffen, werden einfach mitgerissen. Nach diesem harten und abenteuerlichen Tag gönne ich mir eine Übernachtung in der doch recht teuren Hütte in Gjendesheim. Wir sind insgesamt nur drei Gäste, werden fürstlich bewirtet und sitzen bei Bier und Wein abends am Kaminfeuer. Am nächsten Tag geht es mit dem Bus zurück nach Oslo